Rot, grün, blau: Das Angebot von Mittel für den Postdipp ist unüberschaubar. Die positive Wirkung von hochwertigen Produkten auf die Eutergesundheit bleibt unumstritten, aber die Kosten für den Mitteleinsatz sind auch nicht unerheblich.
Das Dippen der Zitzen nach dem Melken gilt als anerkannte Maßnahme zur Mastitisvorbeuge. Es hat jedoch keinen heilenden Effekt bei bereits bestehenden Euterentzündungen. Betriebe mit dauerhaft hohen Zellzahlen werden durch den alleinigen Einsatz eines Dippmittels nicht ihre Eutergesundheitsprobleme lösen.
Ein Dippmittel ist genauso ein Teil der Vorbeugestrategie wie saubere Stallumgebung, leistungsgerechte Fütterung, fundiertes Trockenstellmanagement, optimal gewartete Melktechnik, gute Zitzenkondition und nicht zuletzt eine gute Hygiene beim Melkvorgang.
Die Euterhaut wird durch die Reinigung, den Melkvorgang selbst sowie äußere Umwelteinflüsse wie Kälte, Wind, Sonneneinstrahlung oder kalkhaltige Einstreumaterialien stark beansprucht: die Haut wird rissig und spröde. In Folge können Mastitiserreger leichter in den Strichkanal eindringen. Zudem dauert es nach dem Melken bis zu 30 Minuten, bis sich der Strichkanal völlig verschließt. In dieser Zeit können pathogene Keime in der Zitze eindringen und Entzündungen verursachen.
Dippmittel mit Jod oder organischen Säuren als desinfizierende Komponente gelten als effizient, breitenwirksam und stabil. Nur Dippmittel mit pflegende Komponenten wie Glycerin, Lanolin oder Allantoin erfüllen ihren Zweck vollständig.
An hoher Sorgfalt geht kein Weg vorbei: mindestens 2/3 der Zitze sollten gleichmäßig vom Dippmittel bedeckt werden, eine Tropfenbildung an der Zitzenspitze ist erwünscht. Das Präparat muss mehrere Minuten einwirken, Kot, Harn oder Milch beeinträchtigen die Wirkung. Die Applikation des Mittels erfolgt stets unmittelbar nach Abnahme des Melkzeuges. Zu diesem Zeitpunkt ist der Strichkanal noch offen und das Dippmittel kann dort eindringen und Keime abtöten.
Beim Tauchverfahren mittels Dippbecher finden zähflüssige Barrieredippmittel Verwendung. Eine Verschleppung von Erregern ist bei hochwertigen Produkten nicht gegeben. Voraussetzung ist die Anwendung eines Dippbechers mit Rücklaufsperre (non-return), mit dem verhindert wird, dass die Lösung vom Oberteil in den Vorratsbehälter zurücklaufen kann. Stattdessen kommt durch Drücken auf den Behälter immer neues Mittel ins Oberteil. Natürlich sind diese Becher täglich zu säubern.
Uwe Weddige