In vielen Milchviehbetrieben ist Kälberdurchfall im ersten Lebensmonat der Kälber immer noch eine häufige Todesursache. Eine Ursache kann hastiges Saufen sein, das sogenannte „Pansentrinken“.

Die Milch darf beim Kalb nicht in den Pansen gelangen, sie kann nur im Labmagen verdaut werden! Deshalb wird beim Saugen an der Zitze der sogenannte Schlundrinnenreflex ausgelöst, durch den die Milch am Panseneingang vorbei direkt in den Labmagen geleitet wird.

Bei Kälbern, die schnell und hastig saufen, kann es zum „Pansentrinken“ kommen. Die Milch fließt direkt in den Pansen und beginnt dort zu vergären. Damit sinkt der pH-Wert im Pansen stark und es kommt zu schmerzhaften Reizungen der Pansenschleimhaut.

Die wichtigsten Anzeichen für Pansentrinken sind daher:

  • Appetitlosigkeit, lustloses Trinkverhalten und Kauen auf dem Tränkenuckel,
  • Zähneknirschen, Scheinwiederkäuen, Benagen von Gegenständen,
  • gekrümmtes Stehen, linksseitig aufgeblähter Bauch, körperliche Schwäche sowie
  • grauer, lehmartiger Kot und Durchfall

Die Ursache für schnelles, hastiges Saufen und damit verbundenes Pansentrinken ist oft eine Tränkefehler:

  • Nicht zu viel Milch auf einmal vertränken, besonders bei jungen und kleinen Tieren,
  • mehrmals maximal 1,5 Liter geben, damit die Milch aus dem Labmagen auch nicht in den Pansen überläuft,
  • nur erwärmte Milch verabreichen, ca. 38 bis 40 °C außerdem
  • darf die Öffnung des Saugers am Nuckeleimer nicht zu groß sein.

Übrigens tritt gegenseitiges Besaugen der Kälber deutlich seltener auf, wenn ihr Saugreflex befriedigt ist. Ein gutes Zeichen hierfür ist eine hohe Speichelproduktion während des Trinkens.

Kälber sollten beim Saufen – wie bei der Kuh – mit leicht angehobenem Kopf stehen müssen. Trinken aus offenen Eimern erfordert stets eine unnatürliche Haltung!

Stellen Sie erkrankten Kälbern frühzeitig Aufzuchtfutter, gutes Heu und frisches Wasser zur Verfügung, damit sich der Pansen erholen und gut entwickeln kann.

Uwe Weddige

Foto: KFM