Delegierte aus der ganzen Welt trafen sich kürzlich zum Weltmilchgipfel des internationalen Milchwirtschaftsverbandes in Indien. 1.500 Teilnehmer nutzen die vielfältigen Möglichkeiten, sich über Milchmärkte, -produktion und -verarbeitung auszutauschen.

Viele Besucher kombinierten die Teilnahme am Kongress mit einer Rundreise durch das Land und schauten sich Bauernhöfe, Versuchsbetriebe, Molkereien und Labore an. Wolfgang Scholz besuchte „Binsar Farms“ mit 300 Tieren, dort sollen Kreuzungstiere aus Holsteins (HF) und Jerseys neue Maßstäbe setzen. „Wegen des geringeren Körpergewichts und des niedrigeren Erhaltungsbedarfs erhofft man sich von den Jerseys 10 kg Milch pro Tag, und das trotz des geringwertigen Grundfutters und des Verzichts auf Leistungsfutter“, berichtet der Vorsitzender des VMB (Verband der Milcherzeuger Bayern e. V.). Die 50 Mitarbeiter des Betriebes arbeiten zwar überwiegend mit deutscher Technik, aber an vielen Stellen fehlt es doch an Geräten und Maschinen. So wird Sorghum auf dem Feld von Hand geschnitten, auf Karren geladen und am Hof in einen kleinen Feldhäcksler gegeben.

Indien ist der größte Milcherzeuger der Welt mit 200 Millionen Milchviehhaltern mit einem Durchschnittsbestand von 2 Kühen. Indische Kühe oder Wasserbüffel geben täglich 5 bis 10 Liter Milch, die alten Rassen stehen allerdings 5 Monate im Jahr trocken. Jede Kuh hat einen Besitzer, der weiß, wo sich seine Tiere aufhalten, männliche Tiere sind dagegen oft herrenlos.

Milch ist ein wichtiges Lebensmittel in Indien, ohne das die Ernährung kaum denkbar wäre. Aber nur 20 % der Milchmenge finden den Weg in die Erfassung. Wenn also die indische Familie 10 Liter Milch erzeugt, so braucht sie 5 Liter für das Kalb, 3 Liter für den eigenen Bedarf und 2 Liter werden meist im direkten Umfeld verkauft.

Das Interview führte Gerhard Langreiter, gekürzt durch Uwe Weddige

Foto: Scholz