Kleine Kälber leiden oftmals an Durchfall, die größeren an Erkrankungen der Atemwege. Durch einfache Maßnahmen lässt sich der Immunstatus der Kälber verbessern.
Dr. Joachim Kleen zeigte im Rahmen von Betriebsbesuchen in Kasachstan Ansatzpunkte auf, die zu einer besseren Kälbergesundheit beitragen – insbesondere im Bereich des Managements der trockenstehenden Kühe, der Versorgung mit Kolostrum und der Motivation des Betriebspersonals.
Schon die Trockenstehphase hat einen enormen Einfluss auf das Geburtsgewicht, die Immunabwehr und die spätere Milchleistung der Kälber. Der deutsche Tierarzt beschrieb die Folgen von Hitzestress in der Trockenstehphase: „der Hitzestress der Mütter beeinflusst die Kälber bis weit in die erste Laktation. Kälber von Müttern mit Hitzestress benötigen mehr Besamungen, um tragend zu werden und ihre spätere Milchleistung ist geringer“.
Außerdem machte er noch einmal deutlich, wie wichtig eine gute Kolostrumversorgung für den Immunstatus der Kälber ist: „auf fast allen besuchten Betrieben ist ein Großteil der Kälber mit Immunglobulen unterversorgt“. Dr. Kleen empfiehlt, den Kälbern mindestens 4 l gutes Kolostrum in den ersten vier Lebensstunden zu verabreichen.
Uwe Weddige hat festgestellt, dass der Keimgehalt der Kolostralmilch vom Euter der Kuh bis zur Aufnahme durch das Kalb extrem ansteigt: „die Milch wird in die Milchkanne gemolken und dann mit dem Eimer vertränkt. Dieser Weg ist enorm anfällig für einen Keimeintrag“. Hier helfe nur eine strikte Reinigung, Hygiene und Kühlung. Vor allem Biofilme in Eimern und Kannen könnten coliforme Keime enthalten und Durchfälle auslösen. Zudem sollte die Kolostralmilch mit einer Temperatur von 39 °C vertränkt werden. „Messen Sie nach, bevor Sie die Milch vertränken“, empfiehlt Dr. Kleen.
„Kälberverluste von deutlich unter 5 % sind möglich“, ist sich der Tierarzt sicher. Ohne gute Haltungsbedingungen und eine gute Versorgung mit Immunglobulinen geht es aber nicht.
„Schriftliche Arbeitsanweisungen sind ein gutes Hilfsmittel, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen“ sagte Uwe Weddige. In kurzen bebilderten Texten müsse ersichtlich sein, wer was wie und wann zu erledigen hat. „Ohne eine intensive Mitarbeiterschulung geht es nicht“, ist sich der KFM-Projektleiter sicher.
Uwe Weddige
Foto: KFM