Ein durchfallkrankes Kalb müsste 10 Liter einer Elektrolyttränke saufen, um die Energie aufzunehmen, die in einem Liter Milch steckt. Deshalb sollte die Milchtränke bei Durchfallerkrankungen unbedingt beibehalten werden. Es stellt sich aber die Frage, ob die Elektrolyttränke gleichzeitig oder zeitlich versetzt zur Milchtränke gegeben werden sollte.

Nach umfangreichen Versuchen auf dem Lehr- und Versuchsgut Köllitsch wird empfohlen, das Elektrolytpulver in der Milchtränke direkt zuzubereiten. Die Elektrolytzubereitung kann in der gleichen Menge in Milch eingerührt werden, wie es für die Zubereitung in Wasser vorgesehen ist. Die Vermutung, dass die gleichzeitige Gabe von Milch und Elektrolyttränke die Gerinnung im Labmagen der Kälber stören könnte und damit der Durchfall verstärkt wird, ist absolut unbegründet.

Allerdings ist bei der Gabe von Elektrolyte über die Milchtränke unbedingt sicherzustellen, dass die Kälber jederzeit freien Zugang zum Wasser haben. Für durchfallkranke Kälber in Gruppenhaltung lässt sich mit der Elektrolytgabe direkt über die Milch ein Arbeitsschritt einsparen.

Um ihren Energiebedarf zu decken, benötigen bereits gesunde Kälber im ersten Lebensmonat mindestens 7,3 l Vollmilch pro Tag. Der Energiebedarf kranker Tier Energiebedarf ist noch weitaus höher. Bei einem Kalb mit Diarrhoe müssen zwischen 6 und 10 Litern Flüssigkeit täglich durch die gleiche Menge Elektrolyttränke ausgeglichen werden.

Für den Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten sind einfache Elektrolyttränken völlig ausreichend. Es ist aber wichtig, dass Kälber ab dem ersten Lebenstag Wasser zur freien Verfügung aufnehmen können. Durchfall tritt meist vor Erreichen des 14. Lebenstages auf. Sind Kälber ab dem ersten Lebenstag ans Wasser saufen gewöhnt, können sie bei einer Durchfallerkrankung besser ihren Flüssigkeitshaushalt regulieren. Darüber hinaus nehmen Kälber, die frühzeitig Wasser zur freien Verfügung haben, mehr Kälberkorn auf und realisieren höhere Tageszunahmen.

Uwe Weddige

Foto: KFM