Zellbasierte Milch: Trend oder Unsinn?
Milch ohne zu melken, dass ist die Idee des israelischen StartUps Remilk. Mit Hilfe eines Fermentationsprozesses sollen sich Produkte herstellen lassen, die sich in Geschmack und Funktion nicht denen von herkömmlichen Kuhmilch unterscheiden.
Die kuhfreie Milchalternative aus dem Labor entsteht durch Präzisionsfermentation. Bei diesem Vorgang können naturidentische, tierische Moleküle mit Hilfe von Mikroorganismen hergestellt werden. Jetzt soll dafür in Kalundborg, Dänemark die weltweit größte Anlage dieser Art entstehen.
„Einfach ausgedrückt fügen wir das Gen, das für die Produktion von Milcheiweiß bei Kühen verantwortlich ist, in Hefe ein. Anschließend geben wir diese Hefe in Fermenter, wo sie sich vermehrt und echte Milchproteine produziert. Zusammen mit guten Vitaminen, Mineralien und nichttierischem Fett und Zucker entsteht jedes erdenkliche Milchprodukt,“ verspricht Remilk auf seiner Internetseite.
Am neuen Standort plant das Unternehmen nach eigenen Angaben, seine Proteine zur Verwendung in Produkten wie Käse, Joghurt und Eiscreme in einer Menge produzieren, die der Produktion von 50.000 Kühen pro Jahr entspricht. „Das Endergebnis ähnelt zu 100 Prozent ‚echter‘ Milch“, sei aber frei von Laktose, Cholesterin und Antibiotika, betonte der Gründer und CEO Aviv Wolff gegenüber The Times of Israel.
Wolff sagte in der Ankündigung, dass Remilk „sich dafür einsetzt, unsere Milchindustrie auf freundliche und nachhaltige Weise neu zu erfinden. Die Eliminierung der Notwendigkeit von Tieren in unserem Ernährungssystem ist die einzige Möglichkeit, den wachsenden Bedarf unserer Welt zu decken, ohne sie dabei zu zerstören. Wir beabsichtigen, unsere Produktionskapazitäten massiv zu erweitern, um nahrhafte, köstliche und erschwingliche Milchprodukte herzustellen und um die Kühe in den Vorruhestand zu schicken.“
Das Unternehmen sammelte im Januar 2022 in einer Finanzierungsrunde unter der Leitung von Hanaco Ventures, einem in New York und Tel Aviv ansässigen Risikokapitalfonds, 120 Millionen US-Dollar ein. Zuvor hatten neben anderen Investoren bereits das israelische Molkereiunternehmen Tara und der Getränkehersteller Tempo in das StartUp investiert.
Uwe Weddige (Quelle: The Times of Israel)
Grafik: Weddige