Gegenseitiges Besaugen bei Kälbern
Oft wird mit Nasenringen versucht, Kälber vom Besaugen abzuhalten. Leider bekämpfen die Nasenringe nicht die zugrundeliegende Motivation zum Saugen. Es ist jedoch hinreichend bekannt, dass Milchmengen von mindestens 8 bis 10 l, besser mit 10 bis 12 l das Verhalten mindern.
Tatsächlich können Kälber schon in der ersten Lebenswoche rund 10 l und mehr pro Tag saufen. Erhalten sie nur 4 l täglich, verlieren sie in der ersten Lebenswoche Gewicht. Die intensive Fütterung von Vollmilch oder Milchaustauscher hat keine negativen Auswirkungen auf die Darmgesundheit oder das Überlaufen des Labmagens in den Pansen.
Gegenseitiges Besaugen wird teilweise durch Hunger beeinflusst und nimmt zu, wenn die Kälber Milch oder Milchaustauscher nur begrenzt erhalten. Daher kann es sinnvoll sein, die Milchmenge pro Mahlzeit und die Milchgesamtmenge zu erhöhen, um das Besaugen zu vermeiden.
Verbringen Kälber nicht genügend Zeit mit dem Saugen, motiviert es sie, an anderen Gegenständen in ihrer Umgebung zu saugen. Um die Mahlzeitendauer zu verlängern, sind Nuckel zu empfehlen, die eine langsamere Durchflussrate haben. Neugeborene Kälber benötigen anfangs möglicherweise einen weicheren „Kolostrumnuckel“, bevor sie auf härtere Nuckel mit langsamerer Durchflussrate umsteigen.
Das Füttern mit einem Nuckel im Vergleich zu einem offenen Eimer vermindert das gegenseitige Besaugen deutlich. Durch einen Nuckel können Kälber ihren Sauginstinkt sowohl beim Saufen als auch danach ausleben.
Offenbar ist die Milchfütterung mit langsam fließenden Nuckeln die wirksamste Strategie, um die abnormalen Saugverhaltensweisen zu verringern.
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Uwe Weddige
Foto: ADT